6. Hausordnungen der Liebe Christi

(nach 1. Kor. 13, 4-7)

“Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig; sie neidet nicht; die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf, sie benimmt sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet Böses nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles.”

In unserem Hause:

1. hat man langen Mut oder lange Geduld mit den Fehlern und Schwächen des andern, im Warten auf die Liebe des andern, mit der Zurechtbringung des andern;

2. ist man stets freundlich und gütig zueinander, man behandelt jeden wie einen Freund;

3. ereifert man sich nicht, gönnt dem andern das Gute und die Ehre, kennt man weder Neid noch Eifersucht;

4. treibt man nicht mutwillig dummes Zeug oder leichtfertigen Scherz mit dem andern, man prahlt und übertreibt nicht, noch spielt man sich auf;

5. rühmt man sich nicht, zieht man keine Schau auf, tut man nicht groß und schneidet nicht auf;

6. kleidet man sich anständig, keusch und schicklich, benimmt man sich rücksichtvoll und taktvoll, kann man sich ein- und unterordnen, weiß man, was sich gehört und geziemt, hat man Einfühlungsvermögen;

7. sucht man stets den Vorteil des andern und übt die edle Selbstlosigkeit, das dicke “Ich” wird hier begraben;

8. läßt sich keiner aufstacheln oder gar erbittern, leicht gereizte und erregbare Personen wohnen hier nicht;

9. ist man nicht beleidigt oder eingeschnappt, kann man leicht vergeben und vergessen, ist man nicht nachtragend;

10. kennt man keine Schadenfreude, noch Freude über Unrecht und Fehler der andern; sondern hier weint man mit den Weinenden;

11. freut man sich über jeden Sieg der Wahrheit, ist man im Bund mit der Wahrheit und meidet jede Lüge und Unaufrichtigkeit;

12. redet man nicht über Fehler und Sünden der andern, kennt man nicht Verleumdung oder Afterreden, sondern man übt sich im Entschuldigen und Zudecken der Schwächen des andern;

13. glaubt man an das Gute und den Sieg des Guten im andern, sieht man den verborgenen Edelstein seiner Ebenbildlichkeit Gottes unter allem Sündenschmutz hervorleuchten;

14. hofft man, daß aus dem groben Felsklotz, welcher unser Nächster noch ist, durch die Bildhauerkunst Gottes eines Tages noch ein herrlicher Bruder Jesu wird;

15. verträgt man sich mit jedem, kennt keine Sympathie noch Antipathie, erträgt alle und erduldet alles.

Alle unsere Hausbewohner verpflichten sich, nach diesen Regeln täglich schon hier auf Erden zu leben, damit sie einst Vollmacht haben, durch die Tore in das Haus Gottes im Himmel einzugehen, um dann weder Leid, noch Geschrei, noch Schmerz oder Tränen zu verursachen.